Wenige Tage bevor Pluto am 19. November 2024 nach Jahrzehnten des Verweilens in Steinbock nun endgültig in sein neues Zuhause Wassermann wechselt, hat sich gefühlt die Weltordnung bereits am 6. November schockartig gewandelt. Die Amerikaner*innen haben mehrheitlich einen Lügner, verurteilten Straftäter, Unruhestifter und Frauenverächter gewählt. Mir ist bei Bekanntgabe des Wahlergebnisses das Blut aus dem Gesicht gewichen und noch nicht zurückgekehrt. Zeitenwechsel! Vernunft, Mäßigung, Integration, Versöhnung und Miteinander hat ersteinmal auf vielen Ebenen an Boden verloren.
Der alberne Ruf nach dem starken Mann
Auch hierzulande und europaweit gibt es den Ruf nach dem "starken Mann", dem die Amerikaner nun gefolgt sind. Welcher starke Mann hat - in der Vergangenheit oder Gegenwart - für die Erfüllung der in ihn gesetzten Erwartungen gesorgt, die mit dem Ruf nach ihm verbunden sind? Das steht nichteinmal in den Sternen. Aber die Sehnsucht danach lebt im Menschen.
Die Sehnsucht steckt in unseren Genen
Sie steckt in den menschlichen Genen. In dem Teil, der nicht erwachsen werden will. Einfach soll das Leben sein, unbekannte Veränderung nur andere treffen, Verantwortung sollen andere übernehmen, man mag es nicht so kompliziert. Der starke Mann steht für einen Vater, an den auch wir erwachsenen Kinder gern die Führung abgeben, der für unser Wohl sorgen soll. Eine Autokratie soll es richten mit dem fantasierten guten Hirten an der Spitze.
Demokratie und das Zeichen Wassermann jedoch sprechen von menschlichem Miteinander, von Abstimmung, von Sich-zusammenraufen, vom Aushandeln gemeinsamer Interessen. Einfach ist weder Demokratie noch sind es die von Wassermann beschriebenen Prozesse. Mit einem guten Hirten vorne dran oder einem starken Mann muss man sich mit diesen komplizierten, kräftezehrenden Prozessen nicht befassen.
Menschenverbindendes
Wassermann enthält für unser Menschsein wichtige Werte. Wir leben ja nie allein auf diesem Planeten, immer gibt es ein Miteinander, ob es uns passt oder nicht. Mit wassermännischer Energie finden wir uns darin zurecht. Wir lernen, uns nicht immer als wichtigste Person auf dem Erdball in den Vordergrund zu spielen, Kompromisse zu schließen, uns abzustimmen, das große Ganze im Blick zu behalten - aus dem wir Einzelnen uns nähren. Dies schaffen wir mit den uns eigenen demokratischen, menschenverbindenden Fähigkeiten.
Dass die große und für uns so wichtige Weltmacht USA so wichtige Werte erstmal in die Tonne tritt - das war so wenig vorherzusehen wie alles andere, wofür Leute in die Sterne schauen.
Kommt etwas Gescheites heraus?
Was Astrologie kann, ist mutmaßen, welche Kräfte die Kombination Trump und Pluto in Wassermann nun beschwören kann. Pluto ist ein Symbol für Entwicklung. Ob am Ende etwas Gescheites herauskommt, wenn er fertig ist mit Durchwandern eines Zeichens, das können wir nicht sagen. Mit Pluto eröffnen sich in den nächsten Jahren wassermännische Entwicklungsfelder. Ohne vorhersehbare Ergebnisse, aber vermutlich mit Schmerzen verbunden, wenn wir in die falsche Richtung steuern.
Was war zuletzt, was wird ab jetzt?
Denken wir daran, welche Entwicklungsfelder wir in den letzten Jahren mit Pluto im Steinbock bearbeiten durften! Verantwortung übernehmen und Tapfersein hießen die steinböckisch-plutonischen Entwicklungsfelder. Wir KÖNNTEN in den letzten Jahren diesbezüglich dazugelernt haben. Steinböckische Fähigkeiten waren jedenfalls für uns hierzulande vielfältig gefragt. Nachweislich wurden wir in dieser Hinsicht auf harte Proben gestellt. Verantwortung wahrnehmen für die eigene Gesundheit, für überfallene Nachbarländer, für leidende Angehörige, bei alldem nicht zu emotional reagieren, sondern mit Vorsicht und einer gewissen Distanz: Das war oft hilfreich und entspricht unseren steinböckischen Genen. Was waren deine vordringlichen steinböckischen Tapferkeits-Entwicklungsfelder der letzten Jahre?
Pluto forderte also Entwicklung in steinböckischen Angelegenheiten. Ohne derartige Entwicklung geht es in Pluto-Steinbock-Zeiten nicht. Immer nur jammern oder anderen die Schuld geben hilft dann weniger denn je. Ob unsere Entwicklung auf diesem Gebiet nun ausreicht, um neue Belastungen zu bestehen - das garantieren weder Pluto noch die Zeit, die er in Steinbock verbracht und von dort aus unsere Horoskope berührt hat.
Die aktuelle Frage lautet ...
Jetzt also Wassermann. Stellen wir uns Pluto vor, der sich räuspert, eine etwas andere Tonlage findet, sich uns zuwendet und recht kühl mit dunkler Stimme fragt: "Wie kommet ihr miteinander aus?" Er meint das global gesehen ebenso wie im Kleinen. Im Stadtrat, in der Gemeinde, im Freundeskreis, unter Kolleg*innen, in der Arbeitsgruppe ... wo triffst du mit anderen zusammen und musst dich arrangieren?
Wenn wir an die Zeit mit Pluto in Steinbock denken wird schnell klar: Pluto liefert die Antworten nicht mit. Diese müssen wir selbst finden. In Zeiten mit Covid konnte man panisch werden, anderen Schuld geben, Paranoia bekommen, den Kopf in den Sand stecken u.a.. Ein wenig zumindest geholfen hat es aber, wenn wir steinböckisches Besteck auspackten: Verantwortungsvoll Masken tragen, zuhause bleiben, zurückhaltend reagieren u.a. Dieses Wissen können wir nun weiter anwenden, wenn wir diese Lektion mit Pluto gelernt haben.
Kann schlechter werden, bevor es besser werden kann
Mit Pluto in Wassermann wird also nicht plötzlich alles gut, was mit unseren wassermännischen Lebensbereichen zu tun hat. Gemeinschaften können zerstört werden, bevor einem schmerzlich bewusst wird, dass man sie gebraucht hätte. Demokratie kann abgebaut werden, bevor man händeringend und mühsam versucht, sie zurückzugewinnen.
Jetzt aber hallt zunächst offenbar weltweit der Ruf nach dem besagten starken Mann (ei, keine Frau??) durch die Flure: "Lasst uns mit diesen bescheuerten, unperfekten, anstrengenden demokratischen Prozessen in Ruhe! Niemand will da durchblicken, sowieso verstehe ich nicht alles, vieles ist nicht in Ordnung von dem was Parlamente, Minister*innen oder Entscheider*innen tun!" Lieber scrollen in meiner Timeline, lieber binge-watching, lieber Katzenvideos gucken.
Mal nachzählen bei den starken Männern
Wieviele Beispiele in der Geschichte gibt es, dass starke Männer zum Wohl der Menschen gehandelt haben, für die sie Entscheidungen treffen? Na? Na? Na ... da kommt nix. Denn diese starken Männer haben verdammt viel Macht. Und Macht korrumpiert. *
Spezlwirtschaft kommt zwar auch in Demokratien vor, wenn Einzelne Macht bekommen. Um wieviel größer die Versuchung bei Trumps, Orbans, Putins, Erdogans und unseren hierzulande noch fantasierenden AfDlern!
Selbstherrlichkeit und Profitgier, Machtgelüsten und Ungerechtigkeiten werden kaum Grenzen gesetzt. Wer stoppt Trump, wenn er die Richterposten erstmal alle selbst besetzt hat? Wer die AfD, wenn sie ihre Fantasien hierzulande wahr machen kann?
Was waren das für Zeiten!
Unsere Zeit mit Pluto in Wassermann könnte unseren Traum von Demokratie und neuem menschlichen Miteinander schmerzlich befeuern. "Was waren das für Zeiten, als Richterinnen noch unabhängig, als Wahlen noch möglich waren und Bürgerentscheidungen legal!" So könnten unsere Träume in einigen Jahren lauten. In Zeiten mit Pluto in Wassermann können wir tatsächlich viel Erkenntnis über notwendige Weiterentwicklung unser wassermännischen Lebensgrundlagen vom Zusammenleben gewinnen. Manchmal unter Schmerzen geboren.
Schweißperlen und Kompromisse
Am 19. November ist es soweit, dann bleibt uns Pluto für Jahrzehnte in Wassermann erhalten. Ich habe bereits vor Monaten meine Entscheidung getroffen, wie ich meiner Weiterentwicklung in wassermännischen Dingen begegnen will. Ich bin einer demokratischen Partei beigetreten.
Wohl wissend, dass meine eigenen Ziele und Wünsche niemals von einer einzelnen Partei vollkommen abgedeckt werden können. Wohl wissend, dass in dieser Partei auch Entscheidungen gefällt werden, die mir nicht immer gefallen werden oder sich mit einzelnen meiner Vorstellungen widersprechen. Wohl wissend, dass dort auch Menschen mitarbeiten, die ich mal nicht verstehen oder mal nicht mögen werde. Wohl wissend, dass es mir nicht immer Spaß machen wird, ich nicht immer alles verstehe oder mich nicht mit allem befassen kann, was wichtig wäre. Und mich sicher nicht immer mit meinen Ideen durchsetzen werde können.
Aber so ist "Miteinander", habe ich mir gedacht. Entweder ich gründe meine eigene Trump-Partei und bekomme meine Vorstellungen so durch, oder ich ziehe mich in mein Schneckenhaus zurück oder ich werde bitter und schimpfe nur noch. Oder ich versuche eben, meine Ideen und Wünsche mit einer Gruppe zu verbinden, deren Werte ich im Großen und Ganzen vertreten kann. Letzteres würde meinem inneren Pluto Entwicklungspotential bieten. Ich hoffe, er freut sich darauf.
Ein wenig stehen mir schon die Schweißtröpfchen auf der Stirn. Werde ich kompromissfähig genug sein und trotzdem genug von "Meinem" vertreten können? Werde ich mich mit zu erwartenden Niederlagen gut arrangieren können und trotzdem ein paar gute Energien in die Gruppe fließen lassen können? Alles in Allem: Werde ich meine wassermännische Sache gut machen? Bitte drückt mir die Daumen. Ich möchte so gern die Chance nutzen und mit Pluto im Wassermann ein paar gute Entwicklungen in Sachen Miteinander erleben!
Die nächsten Monate bergen noch weitere einschneidende Veränderungen, da auch die Langsamläufer Neptun, Saturn und Uranus ihre Domizile wechseln. Eigentlich wollte ich gleich über all das schreiben. Ich brauche aber für heute erstmal eine Pause.
* Natürlich gibt es vermutlich NICHTS auf der Welt, wofür es keine Ausnahme gibt. Googelt doch mal den König Bhumibol. Diesen kann man vermutlich tatsächlich nicht unbedingt unter die gewöhnlichen starken Männer einordnen. Und dann überlegen wir zusammen, wieviel Ähnlichkeit das Verhalten und die Persönlichkeit Bhumibols mit oben beschriebenen Möchtegerndespoten oder unserem hierzulandigen Höcke hat.