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Uranus in neuem Gewand

Aktualisiert: 24. Aug. 2023

|Erstveröffentlichung Mai´18| Am 16. Mai 2018 geschieht etwas, was seit 84 Jahren am Sternenhimmel nicht mehr da war: Uranus betritt das Zeichen Stier. Um 4.35 Uhr morgens geht er zum ersten Mal wieder in dieser neuen Färbung am östlichen Himmel auf.



Uranus ist die himmlische Macht, die keine Grenzen akzeptiert. Sie bringt uns Menschen Freiheit. Manchmal gegen unseren Willen: Ich spreche immer wieder mit Menschen, denen Uranus im Transit über einen Planeten ihres Horoskopes ungewollt die Befreiung von ihrem Arbeitsplatz oder Trennung vom Partner brachte, die sie zunächst sehr schmerzhaft berührte. Wenn Uranus im Spiel ist, tritt aber bei diesen Menschen oft nach einiger Zeit die Erkenntnis ein: „Gut, dass es so gekommen ist, ich hätte mich sonst nicht freiwillig aus dieser (im Nachhinein betrachtet) unbefriedigenden Situation befreit.“ Wenn der Planet Uranus im Spiel ist, geht es um geistiges Wachstum, um innere und äußere Freiheit und radikale Befreiung von scheinbaren Notwendigkeiten. Ich erlebe Menschen, die sich unter einem Uranus-Transit endlich trauen, sich selbständig zu machen, ein Sabbatjahr zu nehmen, Gesangstunden zu buchen oder freiwillig aus einer beengend gewordenen Beziehung auszubrechen. Fehlte Uranus in unseren Horoskopen und in unserem Sonnensystem, gäbe es keine Erfindungen, keine Revolutionen und keine Befreiung von überholten Verpflichtungen. In den letzten Jahren stand er im Sternzeichen Widder. Die Energie „Erneuerung“ war also vom Zeichen Widder auf „Beschleunigung“ eingestellt, eingefärbt mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit. Diese Energie kann manchmal Gutes bewirken, weil sie in der Lage ist, überflüssige Verkrustungen mit großer Energie aufzubrechen. Beim Eintritt von Uranus in den Widder vor einigen Jahren beobachteten wir die Revolutionen zuerst in Tunesien und dann in Ägypten. Revolutionen sind typisch für Uranus. Er wurde kurz vor dem Beginn der Französischen Revolution entdeckt und spiegelt einiges der damals vorherrschenden gesellschaftlichen Ereignisse wieder. Langfristige, strategische Durchhalteparolen nun sind weder die Stärken von Widder noch von Uranus. So kamen all diese Revolutionen nicht gerade zu einem zielstrebigen Ende. Allerdings waren die Wirkungen in jedem Fall gewaltig. Ab dem 16. Mai nun wechselt der „Befreier“ Uranus sein Kleid und seine Wirkweise vom Widder- in den Stiermodus. Im Zeichen Stier geht es immer um Sicherheit, Beständigkeit, um Bewahren und abgrenzen. Wie wird Uranus wohl in diesem Kleid aussehen?

Wenn wir Planeten im Stier haben, werden diese in nächster Zeit provoziert, ihr angeborenes Sicherheitsstreben einer Überprüfung zu unterziehen. Ich fürchte, er wird so manchen Stiergeborenen (oder Menschen mit Mond oder anderen Planeten in Stier) Kopfzerbrechen bereiten. Der Rat für diese Menschen kann nur lauten: trau dich wirklich hinzusehen, wenn du irgendwelche Felle davon schwimmen oder geliebte Gewohnheiten in Gefahr siehst. Uranus nimmt uns nicht zwangsläufig etwas Liebgewonnenes weg. Aber er möchte gern, dass wir wachsen und dass unser Leben und seine Bestandteile zu uns passen. Oft aber sind wir aus unseren Schuhen eben so herausgewachsen wie aus einer Beziehung, einer langweilig gewordenen Arbeit oder anderen „Gewohnheiten“. Nicht, dass wir uns zwangsläufig davon trennen müssten. Aber vermutlich dürfen wir manches nur behalten, wenn wir es schaffen, es zu verändern. Sich zu trauen, dem Partner zu sagen, dass die letzten Urlaube am Meer nicht mehr das Wahre für uns waren, weil wir wirklich gern mal wieder in die Berge wollen, ist für unsere Beziehungen dann förderlicher als Schweigen. Sie können sich schon denken, dass manchmal noch mehr, als nur das Urlaubsziel angesprochen werden müsste. Stierqualitäten in unseren Horoskopen sind ein Segen, weil sie uns helfen, uns in der Welt einen sicheren und schönen Platz zu schaffen. Nur neigen unsere Stierqualitäten dazu, einmal Erreichtes nicht mehr verändern zu wollen. Ab da beginnt das Ganze tendenziell lebensfeindlich zu werden. Uranus bringt uns dann sicher wieder mehr Lebendigkeit zurück.


Es hat immer auch einen Einfluss auf die Welt, wenn ein so langsam laufender Planet wie Uranus das Zeichen wechselt. Als Uranus die letzten beiden Male in den Stier wechselte (1934 und 1851) waren jedesmal Tendenzen, diktatorische Herrschaftsstrukturen zu stärken. Das halte ich nicht für Zufall. Uranus macht den Stierqualitäten auf der Welt Angst. Gerade Stier will nichts verlieren, was er einmal scheinbar sicher sein Eigen nennt. „Was, ich soll mich fragen, ob mir das noch gut tut?“ Fragt sich entsetzt der Teil der Menschheit, der seine Schäfchen im Trockenen hat. Im Notfall bestellen wir einen Diktator, der uns verspricht, mit harter Hand durchzugreifen. Grenzen sichern! Sündenböcke suchen! Diese einsperren, abschieben, draußen halten! Die Vorboten können wir leider schon deutlich erkennen.

Was wären die richtigen Fragen, die uns Uranus jetzt stellt? Er wird in Stier mit Sicherheit die Werte-Frage stellen. Uranus steht auf Gerechtigkeit, auf Menschenrechte und einen weiten Horizont. Er wird uns in einigen Fällen vermutlich zwingen, zu viel Wohlstand zu Gunsten dem Wohle der gesamten Menschheit aufzugeben. Manch spontane Reaktion darauf wird panisch ausfallen und man wird versuchen zu retten, was sich scheinbar zu retten lohnt. 1851 konnte Napoleon III. diktatorische Vollmachten erlangen – das Aus für die damalige Republik. Aggressive Außenpolitik und Kriege waren die Folge. 1934 erfolgte die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Uranus hat sicher damals die ganze Welt gefragt, ob es gerecht ist, die wirtschaftlichen Folgen aus dem ersten Weltkrieg hauptsächlich den Deutschen aufzubürden. Aus heutiger Sicht war das mehr als fragwürdig. Die Deutschen fühlten sich ungerecht behandelt und stärkten die nationalsozialistischen Kräfte, die einfache und schlagkräftige Parolen dagegen boten. Mit schauderhaften Folgen, die keiner hat kommen sehen wollen. Was passiert 2018? Werden wieder Sündenböcke gesucht, die scheinbar daran Schuld sind, dass unser Hab und Gut und unsere Sicherheit bedroht sind? Sind es diesmal die Flüchtlinge? Sozialhilfebezieher? Rentner? Wenn wir ernsthaft Ursachen und Bedrohungen unserer Lebensgrundlagen (Stierqualität ist Lebensgrundlage) einer uranischen Befreiung unterziehen wollen, wird es sicher komplizierter. Haben wir den Mut, Banken, Börsen, Spekulanten und unmoralisch agierende Konzerne unter die Lupe zu nehmen? Das wird nicht einfach. Es erfordert, genau hin zu schauen, versuchen durchzublicken, sich zu informieren und nachzudenken. Über Dinge, die kaum durchschaubar scheinen und in ihrer Komplexität manchmal mutlos machen. Wenn wir aber hier einen anstrengenderen Findungs-Prozess in Kauf nehmen, werden wir viel eher an unsere eigene Substanz geführt, wo wir uns selber fragen: Was ist mir nun wirklich wert, mich dafür einzusetzen? Und das werden vielleicht nicht immer die vordergründigen Sicherheiten sein, die anfangs panisch aufleuchten. Ich finde, es lohnte sich. Wir haben hier in Europa ein paar Errungenschaften, die Uranus wirklich gut gefallen. Demokratie! Nicht so perfekt, wie Uranus sie selbst gern hätte, aber doch passabler, als andere Möglichkeiten der Staatsführung. Pressefreiheit! Nicht ganz perfekt, weil auch hier Macht und Geld so manches verzerren. Aber ich lebe lieber in einem Land, in dem keiner für seine Meinung im Gefängnis sitzt. Verfassungsmäßig garantiertes Recht auf körperliche Unversehrtheit! Die Menschenwürde ist unantastbar! Whow, der Satz könnte von Uranus persönlich sein. Wir haben auf der Welt so viele Menschen wie nie, die sich einsetzen für Umweltschutz und Menschenwürde, NGOs auf der ganzen Welt, die Unrechtsregimen entgegentreten, ehrenamtliche Arbeit von Ärztinnen und Sanitätern in Kriegsgebieten, mutige Journalistinnen berichten aus Unrechtsstaaten, Internetorganisationen publizieren und unterstützen Hilferufe aus der ganzen Welt. Diese Wege entsprechen für meine Begriffe der Qualität der Zeit. Widerstehen wir der einfachen Lösung, denn die gibt es nicht. Informieren wir uns. Tauschen wir uns aus. Diskutieren wir. Schließen wir uns zusammen gegen Unrecht und auch gegen die Angst, etwas zu verlieren. Wagen wir es, Fragen zu stellen, damit wir dazu lernen. Vielleicht dürfen wir dabei sein, wenn Uranus uns doch ein Stückchen weiter bringt im Umgang mit Sicherheiten und Werten. Unsere Haut ist nur zu retten, wenn wir das Wohl des ganzen Globus im Auge haben. Auf Dauer gewinnen wir nur, wenn alle ein wenig gewinnen.

In diesen Tagen war jemand bei mir in einer astrologischen Interpretationsstunde, der mich gefragt hat, was man tun kann, wenn einen das Leid der Welt so sehr berührt, dass es einem manchmal zu viel wird. Meine Überzeugung habe ich ihm mitgeteilt: Wir sind immer aufgefordert, uns gut um unser kleines, eigenes Leben zu kümmern. Keiner kann die Welt retten. Der Versuch macht unglücklich und ist zerstörerisch für unser eigenes Leben und auch für die Welt, die vielleicht nicht nach der Façon eines einzelnen Menschen gerettet werden will. Aber wo wir in unserem einzelnen, kleinen Leben mit der Welt in Berührung kommen, können wir was tun und mit anpacken. Und sicher ist es richtig, sich um die eigenen Belange gut zu kümmern. Wenn du dich dafür interessierst, wie die neue Qualität des Uranus heilend dein eigenes Leben berühren kann, freue ich mich über deine Anfrage zu einer astrologischen Interpretation. Und: Gönne dir hin und wieder eine kleine Freiheit.

Huhu, das ist recht umfassend geworden in diesem Sternenbrief. Es geht bei Uranus aber halt auch nicht um einen kleinen Neben-Gott, sondern schlicht um den mythologischen Schöpfer der Welt. Schreib mir deine Meinung, ich freue mich auf uranischen Austausch.

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